Gartenhaus an der Tabaksmühle / 2015
Auf der anderen Seite der Backsteinmauer
Der Weg von der Gartenstadt Marienbrunn zum Völkerschlachtdenkmal in Leipzigs Süden führt durch die Gartenanlage der Gartenfreunde Südost. Auf einer leichten Erhöhung liegt der 400qm große Garten an die Westseite der aus Backstein gemauerten Friedhofsmauer des historischen Südfriedhofs. Der schöne und alte Baumbestand des alten Friedhofs bildet einen schützenden Hintergrund mit Blätterrauschen und Vogelgezwitscher. Zentrales Herzstück des Gartens ist ein großer alter Aprikosenbaum aus den Anfangszeiten des Gartens.
Mehrfachnutzung unter einem Dach
Auf dem 6,2 x 3,8m Betonfundament der alten Gartenlaube aus den 70er Jahren steht das neue Gartenhaus. Der Vorgängerbau war ein Sammelsurium an überholten Baustoffen aus einem Baukombinat der DDR und wurde inklusive diverser Schuppen, Anbauten und Überdachungen restlos abgebrochen. Der Grundriss ist zweigeteilt. Zur Rückseite orientieren sich, in einem schmalen Streifen, Geräteschuppen, Vorratsschrank und Biotoilette. Die dem Garten zugewandte Seite wird von einem länglichen Raum besetzt, der über die Dachneigung sowie die Ausrichtung und Größe der Fenster den Raum in drei Bereiche teilt. Ein Küchenbereich im niedrigen Teil bildet den Abschluss zum Norden. Zur Mitte öffnet sich ein großes Fenster mit Doppeltür nach Westen und gibt den Blick frei auf Garten und Aprikosenbaum. Der Wohn- und Essbereich. Im höchsten Bereich des Raumes befindet sich ein Doppelstockbett. Tagsüber als Sitzecke genutzt wandelt es sich nachts zur Schlafnische. Das Pultdach legt sich wie ein Deckel auf den mit gattergesägter, unbehandelter Lärche verkleideten Körper und schützt das Holz mit einem großen, vierseitig auskragenden Dachüberstand.
Muskelkraft und Sparsamkeit
Das gesamte Baumaterial musste 600m weit vom Eingang der Anlage bis zum Bauplatz getragen werden um verarbeitet zu werden. Eine darauf ausgelegte ökonomische Planung war die Voraussetzung für das Projekt. Die meisten konstruktiven Details wurden so konzipiert das sie Selbstbau mit minimalen Mitteln realisiert werden konnten.
Die Gartenhütte an der Tabaksmühle ist eine Kleinstarchitektur im urbanen Grün der Stadt, der es gelingt mittels einer ökonomischen, durchdachten Planung und ökologischer Bauweise eine wohltuende Atmosphäre zu schaffen. Warme haptisch angenehme und natürliche Materialien sind die Grundlage für den idealen Rückzugsort der Gärtner.
(Fotos: Jens Gerber)